Rede des stv. Fraktionsvorsitzenden Thaddäus Kunzmann (10.12.2020)

Sehr geehrter Herr Landrat,
sehr geehrte Damen und Herren.

Es ist eine ziemliche Herausforderung, in drei Minuten eine „Integrierte Sozialplanung“ auf immerhin 277 Seiten mit vielen Facetten und Handlungsempfehlungen zusammen-zufassen. Die Herausforderung ist klar: Die Bevölkerung im Landkreis Esslingen wird älter. Die Lebenserwartung steigt und mit den geburtenstarken Jahrgängen wächst jetzt auch langsam aber sicher die nächste Rentner-Generation heran. Der Jahrgang 1964, der geburtenstärkste Jahrgang der Nachkriegszeit ist zum Ende dieser Sozialplanung, im Jahr 2030, 66 Jahre alt – und die meisten von uns sind dann in Rente. Mit dem Renten-eintritt sind wir nicht hilfebedürftig. Aber wir sind Empfänger von Rentenleistungen, nehmen stärker die Gesundheitsversorgung wahr und irgendwann auch Pflegeleistungen.

Andererseits sind wir dann aber auch mehr in der Lage, uns gesellschaftlich zu engagieren – auch wenn die Quartiersarbeit beileibe nicht alleine auf Rentner eingegrenzt wer-den kann: Mit unserem Engagement und unserer Lebenserfahrung sind wir ganz wichti-ge Akteure. Der Landkreis ist nicht umsonst ausgezeichnet worden für seinen Quar-tiersansatz, der Generationen zusammenführt – und wir freuen uns, dass dieser in der vorliegenden Planung einen wichtigen Platz einnimmt. Im Plan wird rund ein Dutzend mal das Wort „Einsamkeit“ erwähnt. Auf Seite 24 wird beschrieben, dass ca. ein Drittel der Männer über 85 Jahren alleine leben, aber weit über zwei Drittel der gleichaltrigen Frau-en. Wir haben jetzt eine Corona-Pandemie und ich erlebe es selbst, wie sich viele hoch-altrige Menschen geradezu verängstigt in ihrem Haus verschanzen. Irgendwann wird die Pandemie vorüber sein – die Frage ist, wie es dann gelingt, diese alten Menschen wieder für das soziale Leben um sie herum zu interessieren. Das ist eine Aufgabe für die Fami-lien. Aber was ist dort, wo es keine Familie gibt? Wir glauben, dass die aufsuchende Be-treuung in der Quartiersarbeit nach den Kontaktbeschränkungen wichtiger denn je wer-den wird. Wir dürfen uns dann nicht alleine über die freuen, die wiederkommen. Wir müssen vor allem diejenigen im Auge behalten, die wegbleiben!

Digitalisierung, Nahversorgung, Mobilität, Wohnen – das alles gehört dazu. Natürlich auch die Pflege. Laut Prognose in der Sozialplanung müssen bis 2030 zwischen 600 und 1.800 Pflegeplätze zusätzlich zur Verfügung stehen. Unabhängig von der Frage der Finanzierung: Pro Pflegeplatz braucht es heute in der stationären Pflege eine Arbeits-kraft. Das bedeutet also auch diese Zahl an neuen Mitarbeitern in der Pflege. Und das in einer Zeit des generellen Fachkräftemangels, nicht nur in den sozialen Berufen. Das ist dann eine Frage von Wertigkeit, Anerkennung, Bezahlung und der Arbeitsbedingungen. Wir glauben, dass diese Sozialplanung eine wirklich gute Handlungsempfehlung für den Landkreis und die Städte und Kommunen darstellt.

Deshalb stimmt die CDU-Fraktion zu und dankt allen, die daran mitgewirkt haben.

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